Stickschule #2: Opus Anglicanum (Klosterstich/Überfangstich)

Servus, liebe Stickfamilie!

Heute werden wir uns mit einem Stich auseinandersetzen, der im Opus Anglicanum verwendet wurde: dem Klosterstich oder Überfangstich. Falls ihr wissen wollt, warum der Klosterstich Klosterstich heißt und was genau das Opus Anglicanum eigentlich ist, schaut doch bei unserem letzten Blog-Eintrag über das Leben der Hl. Walburga und anderer mittelalterlicher StickerInnen vorbei! Und falls ihr euch nicht mehr ganz an den Wickelstich und Knötchenstich erinnern könnt, findet ihr die Erklärung dazu in unserer ersten Stickschulstunde.

Der normale Klosterstich/Überfangstich: nomen est omen

Wir werden uns heute vor allem an einem Video von Sarah Homfray orientieren. Sarah hat einen großartigen YouTube-Kanal, auf dem sie alle möglichen Stick-Tipps und Tricks mit anderen Enthusiasten teilt. Ein paar meiner persönlichen Favoriten sind „Stitching Around the World in Lockdown 1“, „FIVE Essential Stitches to start Embroidery“ und „‚1066 and all that‘ – Bayeux stitch (straight) hand embroidery tutorial“. Das letzte Video ist besonders spannend, falls ihr euch vorher die Geschichte des Teppichs von Bayeux durchlesen wollt.

Wie ihr sehen könnt, ist Sarah eine Expertin in der Rekonstruktion mittelalterlicher Sticktechniken. Zusammen mit Angela Bishop bietet sie darüber sogar einen zweitägigen Stickworkshop in Coombe Abbey in Warwickshire an – falls ihr einmal einen Urlaub in England mit eurer Leidenschaft verbinden wollt!

Nun zum Klosterstich. Der Name „Klosterstich“ verrät bereits woher die Technik kommt – ihr anderer Name, „Überfangstich“, ist jedoch weitaus hilfreicher, wenn man verstehen will, wie die Technik funktioniert.

Auf Englisch heißt der Überfangstich „couching stitch“ und es gibt verschieden Methoden einen Faden zu „couchen“. Im Video beginnt Sarah bei 24:20 zu demonstrieren, wie der „normale“ Überfangstich funktioniert.

https://www.thesprucecrafts.com/working-the-couching-stitch-3862766

Im Wesentlichen wird ein Faden (oder ein Bündel von Fäden) flach auf die Oberfläche des Stoffes gelegt und dort mit einem dünnen Faden fixiert. Dieser dünne Faden schlängelt sich dann um den Hauptfaden („überfängt“ ihn also) und hält ihn damit fest. Das ist sehr hilfreich bei dickeren Metallfäden. Nicht nur, weil der Metallfaden damit nicht durch den Stoff gestochen werden muss, sondern auch, weil die Oberfläche damit elastischer bleibt. Wenn man einen Metallfaden wie einen normalen Faden stickt, kann man sich bald so fühlen, als würde man ein Kettenhemd tragen!

Der „underside“ Klosterstich

Bei 33:40 zeigt Sarah dann den „underside couching stitch“. Wie der Name verrät, geht es hier auch um die Unterseite. Damit man den „Hilfsfaden“/“Übergangsfaden“ nicht sieht, wird er hier sanft unter die Oberfläche gezogen. Dadurch ergibt sich ein leicht welliges Muster am Faden selbst.

Hier erklärt Sarah noch einmal spezifisch den „underside“ Klosterstich:

Ich hoffe ihr lasst euch heute vom Mittelalter inspirieren und geht fröhlich an’s Werken! Und falls ihr euch entspannen wollt – schaut in unserem Shop vorbei und lasst uns die Arbeit machen.

Pfiat euch und passt auf euch auf,
eure Stick-Omi Otti

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