Frühling lässt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab‘ ich vernommen!
(Er ist‘s – Eduard Mörike)
Servus, liebe Stick-Familie!
Auch auf der Stickinsel riecht man langsam wieder frischen Frühlingsduft. Ach, die guten alten Tage, an denen uns Schwester Annalies mit Eduard Mörike geplagt hat – die Gänseblümerl-Kronen – die Eichkatzerl – der Wind. Aber bevor ich mich ganz in meiner Nostalgie verliere, kommen wir zum heutigen Thema: Frühlingsblumen und Sticken lernen!
Es gibt ja viele schöne Motive, die man sticken kann, aber nichts ist so zeitlos schön wie eine Blume. Heute werde ich euch mithilfe vier großartiger Videos ein paar Tipps und Tricks für die Blumenhexerei zeigen und euch in den Wickelstich, den Knötchenstich und mehr einführen.
1. Tipp: Der Knötchenstich
Die Rose ist natürlich ein Klassiker, aber hier widmen wir uns erst einmal den kleinen Blattsprösslingen drumherum. Um diese zu sticken (siehe ab 02:15), muss man den sogenannten „Knotenstich“ (auf Englisch „French Knots Stitch“) anwenden. (In meinem Herzen heißt er aber „Knödelstich“.) Dabei wickelt man den Faden mehrmals um die Nadel und sticht dann durch den entstehenden Knödel – und umso öfter man den Faden um die Nadel wickelt, desto dicker wird natürlich auch der Knödel.
Hier ein Diagramm von Cheryl C. Fall:
Stick-Enthusiastin LaLilly Herzileien hat auch einen ausgezeichneten Artikel über Knotenstiche (und viele andere Schnittmuster & Anleitungen)!
2. Tipp: Wickelstich
Dieses Video ist ja überhaupt einmal eine Schatztruhe an Stichen, aber wir konzentrieren uns fürs Erste auf den Wickelstich (auf Englisch „Bullion Stitch“ oder „Bullion Knot“). Dieser Stich wurde im ersten Video verwendet, um die Rosenblätter zu sticken und auch im zweiten Video werden damit die Blütenblätter gefertigt – dieses Mal aber nicht eng aneinander gekuschelt, sondern gebogen und offen in der Mitte. Man kann mit demselben Stich so viele verschiedene Dinge machen!
Der Wickelstich sieht zwar (wie der Knötchenstich) ein wenig kompliziert aus, ist aber eigentlich ganz simpel: wie ab 05:03 gezeigt wird, muss die Nadel fast bis zum Ende durch den Stoff gesteckt werden. Dann wickelt man den Faden mehrmals um die Nadel herum, hält die fertige „Wickelfläche“ auf der Nadel mit den Fingern fest und zieht die Nadel durch, sodass das gewickelte Muster fixiert wird. Wenn die „Wickelfläche“ der Länge des Stoffstückes entspricht, durch das die Nadel gesteckt war, so wird es perfekt die Fläche bedecken. Wenn die „Wickelfläche“ aber länger ist (und am besten viel, viel länger), so wird sie sich krümmen und kann, wie hier, als Blütenblatt verwendet werden.
Hier ein Diagramm von Mollie Johanson:
3. Tipp: A Mimose is ka Zezn – Sternstich
Hier sehen wir gleich noch einmal den Knötchenstich und danach einen meiner Lieblingsstiche – soweit ich weiß, hat er keinen anerkannten Namen, aber ich nenne ihn den „Sternstich“.
Ab 02:26 sieht man den ganzen, genialen Prozess. Ein Faden wird mehrmals an sich selbst angelegt, bis man ein Bündel von Fäden hat. Dann wird dieses Bündel in kurzen Abständen mit dünnen Fäden abgeschnürt, als würde man eine laaaange Voodoo-Puppe herstellen. Und schließlich (und das ist der geniale Moment!) werden diese kurzen Abschnitte in der Mitte durchgeschnitten, wodurch das Bündel in mehrere sanduhrförmige „Heubündel“ zerfällt.
Und wenn man diese „Heubündel“ aufbreitet und von oben und unten zusammenpresst, erhält man den dreidimensionalen „Stern“ – oder eben, wie in dem Video gezeigt, eine sternähnliche Blüte.
Letzter Tipp: Seidenband-Stickerei – Es muss nicht immer Faden sein
Zuallerletzt noch ein Schmankerl: wir sind auf der Stickinsel immer begeistert, wenn die Grundformel neu erfunden wird. Seidenband-Stickerei funktioniert fast genauso wie normale Stickerei, nur erzeugt sie seidig-weiche, dreidimensionale Kunstwerke, die am Ende des Prozesses neu bemalt werden können. Für Frühlingsträume? Stark empfohlen.
Sodala! Ich hoffe, dass ihr nun mit Wickelstich, Knötchenstich und Sternstich gewappnet die ersten Frühlingsdüfte fangen könnt – und wenn ihr einmal nicht mit der Hand sticken wollt, könnt ihr euch bei uns immer eure Lieblingstextilien besticken lassen, und seid immer in unserem Shop willkommen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer frisch-bestickten Tasche für den Frühlingsbeginn?
Pfiat euch und passt‘s auf euch auf,
eure Stick-Omi Otti